Offene Beziehungen

Künstlerisch-wissenschaftliche Perspektiven auf die Konstruktivistin Asja Lācis

mit Mimmi Woisnitza  |  2022-2024  |   Recherche (seit 2022)  |   Labore (2022/23)  |   Festival & Ausstellung (2024/25)

Unter dem Titel „Offene Beziehungen“ konzipierten und realisierten wir drei Labore zwischen Theorie und Praxis im Brecht-Haus Berlin. Dabei ließen wir Asja Lācis’ Forderung nach kollektiver Zusammenarbeit und Selbsttätigkeit, nach Öffnung und Dynamisierung von institutionalisierten Räumen in die Gestaltung der Labore einfließen: Die konstruktivistische Gestaltung des Raums als (Probe-)Bühne, die Bewegung im Raum, die gemeinsame Textlektüre und eine Verschränkung von historischen und zeitgenössischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen sowie performativen und gestalterischen Elementen zwischen allen Teilnehmenden.

Offene Beziehungen I:
Neue Richtungen in der Theaterkunst – Ein Manifest von 1921


Das erste Labor am 18.11. stellte ein frühes Manifest von Asja Lācis ins Zentrum. Die eingeladenen künstlerischen und wissenschaftlichen Positionen stammten von dem Sozialarbeiter Christoph Braun, der Slavistin Tatjana Hofmann, der Philosophin und Theatermacherin Luise Meier, den bildenden Künstler*innen Mirja Reuter und Florian Gass, sowie der Theaterwissenschaftlerin Marianne Streisand. In dem von Konstanze Schmitt gestalteten Raum, in dem sich statt Stühlen und Pulten mehrere Bühnenpodeste befanden, begab sich das Labor, an dem rund 30 angemeldete Personen teilnahmen, auf eine performative Recherche zum Text, die sich mit Inputs aus Wissenschaft und künstlerischer Praxis und Frage-bzw. Feedbackrunden abwechselte. Idee des Workshops war es, die im Manifest getroffenen Aussagen über den Entwurf eines proletarisch-revolutionären Theaters, das zugleich eine neue sozialistische Gesellschaft zu begründen sucht, zeithistorisch zu rahmen und nach dessen Aktualitätsbezug zu fragen.


Offene Beziehungen II:
„Revolutionär im Beruf“ oder „Mit-Arbeiterin?“


Das zweite Labor zu Asja Lācis am 10.3. untersuchte die künstlerische und wissenschaftliche Rezeption der Theatermacherin in Lettland sowie in den beiden deutschen Staaten. Wie wird auf diese bedeutende Theatermacherin projiziert? Was gerät in den Fokus, was wird rausgeschnitten? Beata Paškevica (Riga) ist Literaturwissenschaftlerin und veröffentlichte 2006 mit „In der Stadt der Parolen“ die erste Werkbiographie zu Asja Lācis. Moritz Neuffer arbeitet am Vorlass von Hildegard Brenner, die Asja Lācis in den 1970er Jahren in der BRD bekannt machte. Und Karlheinz Mund berichtete vom Making of seines Films „Die Mit-Arbeiterin“ (DDR 1972) und zeigt bisher unveröffentlichtes Filmmaterial von Asja Lācis, das im Umfeld dieser Produktion entstanden ist.


Offene Beziehungen III:
Asja Lācis heute. Künstlerische Interventionen und Positionen


Nach den zwei historisch ausgerichteten Veranstaltungen haben wir am 27.4. aktuelle künstlerische Positionen eingeladen, um über zeitgenössische Anknüpfungspunkte an Asja Lācis’ Theaterarbeit zu diskutieren: Der Kurator Andris Brinkmanis hat Lācis 2017 durch seinen documenta-Beitrag erstmals wieder in den internationalen Kunstdiskurs gebracht. Die Rigaer Autorin Inga Gaile ging mit uns in ein Produktionsgespräch zu ihrem aktuellen Stück über Asja Lācis, das sich mit dem feministischen Erbe von Asja Lācis auseinandersetzt. Als praktisches Ergebnis des Workshops fand eine kollektiv erarbeitete szenische Lesung des Theaterstücks mit dem Arbeitstitel „Bad Mother“ statt.

Recherchebilder 2022/2023

Konzept und Realisierung der Labore: Konstanze Schmitt und Mimmi Woisnitza

Von & mit: Christoph Braun (Sozialarbeiter, Berlin), Andris Brinkmanis (Kurator, Riga/Mailand), Inga Gaile (Autorin, Riga), Annett Gröschner (Autorin, Berlin), Tatjana Hofmann (Slavistin, Zürich), Luise Meier (Theatermacherin & Autorin, Berlin), Karlheinz Mund (Filmemacher, Berlin), Moritz Neuffer (Literaturwissenschaftler, Hildegard-Brenner-Vorlass, Berlin), Beata Paškevica (Literaturwissenschaftlerin, Riga), Marianne Streisand (Theaterwissenschaftlerin, Berlin), Nicky Rittmeyer (Archiv Akademie der Künste, Berlin), Mirja Reuter und Florian Gass (bildende Künstler*innen, Berlin), Ingo Tomi (Performer & Aktivist, Berlin) und vielen mehr.

In Kooperation mit dem SFB 1512 "Intervenierende Künste" der FU Berlin und dem Literaturforum im Brecht-Haus.

Wem gehört Lauratibor?

Eine kollektive Protest-Oper

Kollektiv Lauratibor  |  2 h 30 min.  |  Uraufführung 12. Juni 2021, Reichenberger Straße, Berlin
Aufführungen: 20. Juni 2021, Mariannenplatz, Berlin  |  21. und 22. August 2021, Copenhagen Opera Festival
Wiederaufnahme: 18. Juni 2022, 17 Uhr, Reichenberger Straße, Berlin / 26. Juni 2022, 18 Uhr, Habersaathstraße, Berlin

Das kollektive Opernprojekt „Wem gehört Lauratibor?“ versteht sich als Aktivismus: Es ist entstanden aus der Zusammenarbeit langjährig organisierter Bewohner*innen, Gewerbe und Initiativen im Reichenberger Kiez. Die Geschichte folgt den beiden Held*innen Laura und Tibor und ihren Gefährt*innen auf der Suche nach dem Elixier des Widerstands durch die Provinz Lauratibor. Politik und Wirtschaft werfen ihnen Steine in den Weg, das Kollektiv wird bedroht, prekäre Existenzen schließen sich der Reise an – bis schließlich der alles entscheidende Kampf gegen Maximilius Profitikus ansteht.


Trailer

Von und mit: Kiezopernchor, Protest-Orchester, Kneipenkollektiv Meuterei, Esels Alptraum, Die GloReichen, Ratibor14, LauseBleibt, Danae Nagel (Künstlerische Mitarbeit), Jan Brokof (Bühne), Bergit Faßl, Marei Löllmann, Marie Perglerova (Kostüm), Norbert Ochmann (Musikalische Leitung), Kiki Manders, Yagner Anderson, Alexandra Kloblouk (Verdichtikator/Senatorinnen), Martina, Mizza, Leh (Druiden), Öz Kaveller (Göttin der Hoffnung), Ingo Tomi (Erzähler), Konstanze Kromer (Tibor), Johannes C. Held (Maximilius Profitikus), Marieke Wikesjo (Idee/Laura), Tina Müller (Idee/Text), Anders Ehlin (Musik), Konstanze Schmitt (Regie) u.v.a., komplette Besetzung auf lauratibor.de

Initiiert von Ratibor14 und LauseBleibt

Liebe und Erschöpfung

Ausstellung  |  Fragebögen, Performance, 2-Kanal-Videoinstallation  |  8. Juli-12. September 2021  |  Galerie im Turm, Berlin

Ich habe den Sommer 2021 mit performativer Recherche zum Thema Liebe und Erschöpfung in der Galerie im Turm und ihrer direkten Umgebung verbracht. Dort habe ich mit Passant*innen und Besucher*innen Gespräche geführt und einen Fragebogen entwickelt, der Erschöpfung und Liebe feministisch fokussiert und während der Öffnungszeiten der Galerie ausgefüllt werden konnte. Die Gespräche und Antworten aus den Fragebögen sind das Ausgangsmaterial für die Performance „Verbindung im Aufbau“, die zur Finissage gezeigt wurde.

aus: Suits (me), 2-Kanal-Videoinstallation, HD, 2021

In dieser Zeit ebenfalls entstanden ist die Videoinstallation „Suits (me)“, in der ich die roten Overalls, die ich seit 2007 in meinen performativen Arbeiten benutze, übereinander ziehe, als Verbindung zu einem kollektiven Performer*innenkörper, der seitdem in diesen Anzügen immer wieder steckt.

Performance und Text: Konstanze Schmitt
Kamera und Ton: Minze Tummescheit/cinéma copains

Love Meetings

oder Liebe in Zeiten des Kapitalismus

Einzelausstellung  |  Videos, HD, ca. 25 Min., Performance, Installation  |  7. Februar-28. März 2020, Galerie Wedding, Berlin

Die Umsetzung meiner performativen Recherche im Berliner Wedding in fünf Filmsequenzen ist letzter Teil meiner Trilogie zur »Liebe in Zeiten des Kapitalismus«. Die Filminterviews arbeiten mit asynchronen Überlagerungen von Aufnahmen der Protagonist*innen heute und aus Pasolinis Film Comizi d’amore (1963). Ich spreche Pasolinis Fragen aus dem Off; die Teilnehmer*innen sprechen/spielen zunächst die Antworten aus dem Film mit, um sie anschließend mit ihren heutigen Liebes-Erfahrungen zu verbinden. In der Einzelausstellung »Love Meetings oder Liebe in Zeiten des Kapitalismus« in der Galerie Wedding habe ich in einer Installation die im Sommer 2019 entstandenen Szenen mit Protagonist*innen aus dem Berliner Stadtteil Wedding, Transkripte von Gesprächen in der Nachbarschaft, die Dokumentation einer performativen Intervention im Stadtraum sowie ausgewählte Kostüme und Bühnenelemente aus der Performance im HAU (2019) zusammengeführt.

 

The performative research in Wedding and the transformation of it into five film sequences is the final of three parts of my artistic works on »Love in Times of Capitalism«. These filmed interviews consist in asynchronous overlayering of statements on love by protagonists from Berliners today and those consulted by Pasolini in the 1960s. They first re-enact the historical answers, and then would answer personally and relate to their current experiences in capitalsm. The film sequences made in summer with protagonists from Wedding, selected costumes and stage elements from the performance at HAU (Berlin 2019) as well as documentation, and adaptations of conversations are brought together in the solo exhibition »Love Meetings or Love in Times of Capitalism«.

Everybody Needs Only You

Liebe in Zeiten des Kapitalismus

Schmitt/Adamczak  |  Performance, 70 min.  |  Premiere: 6. Dezember 2019, HAU 3, Berlin

Liebe und Kapitalismus gelten als Gegensätze: romantisch-warm versus ökonomisch-kühl. Doch die beiden sind enge Verwandte. Die Liebe erklärt, sie betreffe alle–Everybody needs somebody to love–und sei jedes Mal einzigartig: Only you. Der Kapitalismus behauptet, wenn jede*r egoistisch ist, sei das gut für alle. In dem von mir und der Autorin Bini Adamczak initiierten Projekt arbeiten sich vier Performer*innen durch ein Spielfeld aus Lohnarbeit, Küche, Bett und Party.

Regie: Konstanze Schmitt | Text: Bini Adamczak | Dramaturgie: Karolin Nedelmann  |  Performance: Nora Decker, Hauke Heumann, Anja Meser, Mariana Senne  |  Bühne: Julie Rüter

Love and capitalism are considered opposites: romantic-warm versus economic-cool. But the two are closely related. Love claims to affect everybody – everybody needs somebody to love – and is unique every time: only you. Capitalism claims that if everybody was egotistical, that would be good for everyone: a society of individuation. The project “Everybody Needs Only You,” initiated by me and the author Bini Adamczak, looks into the relationship between exchanging love and trafficking in goods. Since it is cold outside, everybody is longing for the warmth inside, where there is not enough space. Four performers cover the playing field made up of wage work, kitchen, bed, and party. What kind of trade does romantic love conduct? And what does it actually feel like to live in capitalism?

Comizi d’amore

oder Liebe in Zeiten des Kapitalismus

mit Minze Tummescheit und Mariana Senne  |  Künstlerische Recherche, Performance, Produktion  |  Galerie Wedding, 15.8.-7.9.2019

Was ist das für ein Gefühl, im Kapitalismus zu leben? Und welcher Handel wird in der Liebe betrieben? Diesen Überlegungen ging ich im Sommer 2019 in einer an Pasolinis filmische Befragung angelehnten militanten Untersuchung nach, die zugleich eine Intervention in den öffentlichen Raum darstellte. Die Dérives durch die aktuelle und historische Liebeslandschaft des Wedding wurden fortlaufend in den Räumen der Galerie Wedding kartographiert und performativ verarbeitet.

KdW - Klub der Werktätigen

Video, HD, 22 min., Diaprojektion, Bühnenelemente, 2017
AGITATE, EDUCATE, ORGANIZE Künstlerische Recherchen zur Arbeiterkultur  |  1. April – 20. Mai 2017  |  after the butcher, Berlin

KdW erzählt aus der Geschichte eines Jugendklubs, der in den 1980er Jahren das Leben einer Ostberliner Nachbarschaft prägte. Ein Schutzraum, in dem sich selbstorganisierte Initiativen entwickelten und unterschiedlichste Menschen zusammenkamen. Ich führte Gespräche mit ehemaligen Protagonist*innen und entwickelte ein Skript, in dem vier dokumentarisch inspirierte Positionen zu einem Gespräch zusammenfinden. Das Video zeigt vier junge Schauspieler*innen im Prozess der Aneignung des Textes von Personen, die in der erinnerten Zeit so alt waren wie sie heute. In diesem Vorgang (der Theaterprobe) wird das Dokumentarische zur Fiktion, die einzelne Person zur Figur.

Konzept, Text, Realisierung: Konstanze Schmitt  |  Vor der Kamera: Taneshia Abt, Nora Decker, Jaime Ferkic, Ramona Villar  |  Kamera, Ton, Schnitt: cinéma copains (Minze Tummescheit, Arne Hector)  |  Fotos N.A.Pf. und Nöldnerkiez 1980er Jahre: Archiv Hilmar Misch  |  Dias Nöldnerkiez 1982: Burghard Moldenhauer  |  Bunter Abend (6. Mai 2017): Leo & Hilmar Misch, Julia Müller, Marcus Reinhardt, Miriam Sachs, Konstanze Schmitt, Ulrike Steglich

Queering Antifascism

Feminist Strategies against Fascist Desires

Schmitt/Adamczak  |  No Play. Feminist Training Camp  |  neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin 2016

Im Workshop geht es um die Gender- und Imagepolitik der Neuen Rechten in Europa. Wir betrachten Beispiele antifaschistischer künstlerischer Strategien und feministischer Interventionen und probieren performativ aus, neue Beziehungen und Konstellationen herzustellen. Die theoretischen und performativen Elemente des Workshops untersuchen das "faschistische Begehren" nach Familie, deren Idealbild an der Realität immer wieder scheitert, und suchen nach Antworten auf die Frage: Wie kann künstlerische Praxis und kulturelle Politik wirksam werden gegen die wachsenden faschistischen Tendenzen in Europa?

Queering Antifascism war Teil des Feminist Training Camp, einem viertägigen intensiven Workshop und Treffen feministischer Künstlerinnen aus ganz Europa, kuratiert und realisiert von der Gruppe No Play an der nGbK.

The workshop is about gender and image politics of the new right in Europe, shows examples of artistic strategies and feminist interventions against fascism, and tries out performative relocations and new constellations of our bodies.
Working with theoretical and performative elements, we ask for a "fascist desire" that is rooted in a romantic but ever failing idea of the holy family, and raise the urgent question: How can artistic practices and cultural politics be useful in resisting the growing fascist tendencies in Europe?

Queering Antifascism was part of Feminist Training Camp, a 4-day-long intense workshop and meeting with 20 feminist artists from all over Europe, organized and curated by the group No Play at nGbK.

Von der Arbeit zum Tun

Künstlerische Praxis und soziale Bewegungen

trans-europa, Europäisches Festival für performative Künste, Hildesheim 2015  |  Chto Delat, Summer School of Engaged Art, Berlin 2015  |  Bone Performance Art Festival, Bern 2015

Die Workshops “Von der Arbeit zum Tun” behandelten die Fragen: Wie sehen Arbeitskämpfe heute aus? Was kann Kunst dazu beitragen? Was macht Kunst sichtbar, was setzt sie frei? Und wie und nach welchen Parametern und Kriterien arbeitet Kunst selber? Beginnend mit dem Beispiel meiner Zusammenarbeit mit einer Gruppe organisierter Domestic Worker (Triumph der Hausarbeiterinnen), diskutierten wir die Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Arbeit in Kooperation mit sozialen Bewegungen. Mit Bezugnahme auf die Prämissen und Praxis der sowjetischen Avantgarde und anderer Beispiele der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Arbeiterinnen, wurden aktuelle Konflikte und die künstlerische Praxis der Teilnehmenden verhandelt, die größtenteils junge Künstlerinnen und/oder Aktivisten waren. Was könnten die (gemeinsamen und unterschiedlichen) Interessen solcher Kollaborationen sein? Welche Versprechen beinhalten sie? Mit welchen Methoden können wir arbeiten? Und über welche Fallen und Gefahren sollten wir Bescheid wissen, wenn wir uns entscheiden, Teil einer solchen Praxis zu werden? Wir bewegten uns mit performativen Übungen durch den Raum und diskutierten. Auf großformatigen Plakaten sammelten wir Werkzeuge und Methoden zur Zusammenarbeit, stellten Hypothesen und zeichneten Diagramme.

The workshops “From Labour to Doing” focussed on the questions: How do workers' struggles look like today? Can art contribute to them? What can art set free and make visible? And how and by which criteria works art itself? Starting with the example of my artistic collaboration with a group of organized domestic workers (Triumph der Hausarbeiterinnen), we discussed the possibilities and limits of artistic practice in cooperation with social movements. Referring to the working practices of the soviet Avant Garde and other examples of militant cooperations between artists and workers, the workshop then had a closer look at and an exchange about actual struggles and the artistic practices of the participants, who were mainly young artists and/or activists. What might be the (shared and different) interests of such collaborations? What are the promises? The methods? And what traps and dangers should we be aware of if we decide to be part of that practices? Moving through the room with performative exercises and discussing, we collected tools of collaboration and took notes, created hypothesis and diagrams on wallpapers.

The Biography of the Object

Performative workshop on possible actualizations of avantgarde ideas
Survival Kit Art Festival, Riga 2014

The workshop took place during 5 days at the former textile factory Bolsheviczca in the outskirts of Riga, where a part of the exhibition Survival Kit was shown. Beginning with a collective reading of texts by Walter Banjamin, Asja Lācis and Sergei Tretyakov, the group developed a performance. Central to this workshop, which adressed artists from visual and performing arts, was a common research for points of reference in the avant garde times – a silenced and often ignored period in the artistical and intellectual discourse in Latvia. Inspired by Tretyakov's “Biography of the Object”, we created a performative work that included the artistic biographies of the participants.

 

MILDA

5-Kanal-Video, 4:18 min, DV, Soundinstallation, 2013  |  Video, HD/DV, 30 min., 2019
Bergen Assembly, Monday begins on Saturday, Bergen 2013  |  Körnelia – Goldrausch 2013, Galerie im Körnerpark, Berlin 2013  |  Re:visited, Latvian Center for Contemporary Art, Riga 2014  |  Dialogformat, sign, CiAT, Berlin 2019

In meiner Untersuchung von staatlicher, privatwirtschaftlicher und persönlicher Reproduktionspolitik habe ich sieben Frauen gebeten, sich performativ in Beziehung zu der Hauptfigur Milda aus Sergej Tretjakows Theaterstück "Ich will ein Kind haben" (Sowjetunion 1926) zu setzen. Die performative Recherche führte in einer intensiven Probenarbeit mit den Expertinnen zu fünf ungeschnittenen Videosequenzen, auf denen alle Frauen in dem selben futuristischen Anzug/Blaumann agieren. Die Videos werden begleitet von dramatisierten Fragmenten aus Interviews, die als Teil der Probenarbeit geführt wurden, und die auf der Rückseite der Monitore zu hören sind.
So fern der Futurismus der sowjetischen Avantgarde heute scheint, seine Vision einer autonomen Frau, die die Erziehung der Kinder einem größeren Kollektiv überträgt, ist auch im Postfordismus noch attraktiv.

In my exploration of reproductive politics and how they play out on a personal levelI, I asked seven women – all experts in the field of reproduction – to relate to Milda, the main character of Sergei Tretyakov's play "I want a baby" (USSR, 1926) by rehearsing scenes and biomechanical gestures. This intense performative research process led to five uncut sequences where five women perform in the same blue dress, addressing and questioning the past future of the avant-garde. The video work is accompanied by audio files with dramatized monologues and dialogues which part from the rehearsal interviews.
As impossible as the reproductive futurism of the Soviet avant-garde might seem, its vision of an autonomous woman delegating the function of childcare to the larger collective still seems strangely salient, even in a very different age of post-Fordist reproduction and its neoliberal dreams.

Performers: Bini Adamczak, author/Irene Mattioli, theater director/Felicita Reuschling, author and curator/Anna Schmidt, actress/Susanne Schultz, political scientist and activist.

Tretjakow Szenen 1 bis 5  Tretyakov Scenes 1 to 5 Probengespräch  Rehearsal Conversation

Zombie-Apokalypse III

Szenische Lesung, Proben zu einer Lecture Performance, Fotografien  |  Vierte Welt, Theaterdiscounter, Öffentlicher Raum, Berlin 2012-2013

Zwei Performer*innen halten einen Vortrag über Zombies, mit Filmausschnitten und praktischen Beispielen für den Ernstfall einer Zombie-Apokalypse. Während an der Oberfläche eloquente Diskurse gezimmert werden, wird das Verhältnis der beiden zueinander immer drastischer. Dem Versuch der Rationalisierung durch Theorie(n) wirkt eine mächtige Struktur aus Verdrängung, Abwertung und Angst entgegen. Der Abend gipfelt im finalen Angriff der Zombies auf den misslingenden Vortrag.

Text: Thomas Böhm (Ausgangstext); Reinhardt/Schmidt/Schmitt (Bearbeitung)  |  Performance: Marcus Reinhardt, Anna Schmidt  |  Maske: Stella Schadow  |  Idee und Realisierung: Konstanze Schmitt

Fotos im Mute Magazine für Manifesto for Zombie-Communism von Oxana Timofeeva, 2015

Searching for the Universal Umbrella

Prolog für ein utopisches Theaterstück

A Script for a Prologue of an Utopian Play

common spring collective  |  Lecture Performance, 20 min.  |  Truth is concrete/steirischer herbst, Graz 2012

sale / Ich will ein Kind haben

Eine Produktion zu Reproduktion und Kinderwunsch

lubricat/Schmitt  |  Performance, 55 min., Vierte Welt, Berlin 2011/2012

Die Stückentwicklung sale beschäftigt sich mit dem individuellen Kinderwunsch und seiner Befriedigung in einer globalisierten Welt: Fertigung und Vertrieb von Kindern als Ware. Künstliche Befruchtungen in Spanien, Eispenden aus den USA, Leihmütter aus Indien und Adoptionen aus Rumänien sind Stationen auf dem (neo)liberalen Weg zum „eigenen“ Kind. Aus der Recherche zu diesem Thema ist ein Text entstanden über die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Fortpflanzung, über unsere Begierden im globalen Strom der Waren und des Kapitals.

In SergejTretjakows Stück Ich will ein Kind haben (Sowjetunion 1926) probiert die Kulturfunktionärin Milda eine Gleichsetzung von Produktion und Reproduktion. Zur Erfüllung ihres Kinderwunsches benötigt sie einen „Produzenten“, den sie nach genetischen und klassenkämpferischen Gesichtspunkten aussucht. Milda vereint in sich ein subjektives und ein gesellschaftliches Begehren: Die Geburt des neuen Menschen.

Die Montage von Ich will ein Kind haben und sale setzt zwei gegensätzliche Konzepte von Kinderwunsch in ein Verhältnis. Adoption, Kinderproduktion, Neuer Mensch, In-Vitro-Fertilisation – das Kind erscheint als frei (ver-)handelbares Objekt im Raum der Ideologie, der Technik und Wissenschaft, des Konsums und der symbolischen Macht.

Ich will ein Kind haben  |  Regie: Konstanze Schmitt  |  von Sergej Tretjakow  |  mit Antje Widdra  |  sale  |  Regie: Dirk Cieslak I von und mit Mariel Jana Supka  |  Raum: Olf Kreisel  |  Kostüm: Anika Schmitz  |  Video: Ana Ticak  |  Dramaturgie: Annett Hardegen

ProgrammheftTrailerPresse

Treffen sich zwei alte Kommunisten

Ein künstlerisches Forschunsgprojekt zu Utopie

Performance, 70 min., Vierte Welt, Berlin 2011

Zwei alte Kommunisten sitzen in ihren Wohnungen. Sie in einem Plattenbau an der Berliner Karl-Marx-Allee. Er in seinem Eigenheim am Rand einer westdeutschen Industriestadt. Ihre gegensätzlichen Biographien, Erfahrungen und Ansichten von Utopien und Ideologien sind der Ausgangspunkt für unsere Auseinandersetzung mit dem Kommunismus. Von heute bewegt sich die Performance in die Vergangenheit von Utopien und ihr multiples Scheitern. Ins Abseits überholter Diskurse. Aber auch hin zu einer "Rekonstruktion der Zukunft" (Adamczak) – oder einem "Try again, fail better" (Beckett/Zizek).

Performance: Anna Schmidt und Martin Clausen  |  Bühne & Kostüm: Philine Rinnert  |  Architekt: Robert Burghardt  |  Bild & Ton: Minze Tummescheit und Arne Hector  |  Mitarbeit: Lisa Bor  |  Idee & Realisierung: Konstanze Schmitt

Triumph der Hausarbeiterinnen

mit Territorio Doméstico und Stephan Dillemuth
Video, DV, 3:50 min, Performance und Installation  |  Madrid, Berlin, La Paz, 2009-2011

Am 28. März 2010 demonstrierten Domestic Worker im Zentrum Madrids für Arbeits- und Aufenthaltsrechte. Die Frauen von "Territorio Doméstico", einer Plattform aus organisierten Domestic Workern, Einzelpersonen und Aktivistinnen, rollten diesen Wagen durch die Straßen. Er war Bühnenbild für mehrere Szenen einer Agit-Prop-Performance, die im Rahmen der Demonstration aufgeführt wurde: "Latifas Geschichte", "Sans Papiers in Europe" und "Verhaftet" – Szenen, in denen Domestic Worker von Unterdrückung und Widerstand in ihrem Alltag berichten. Die Installation war Teil der Ausstellung Das Potosí-Prinzip, die in Madrid (Museum Reina Sofía), Berlin (Haus der Kulturen der Welt) und La Paz (Museo Nacional de Arte) gezeigt wurde.

Triumph of the Domestic Workers
On March 28, 2010, domestic workers demonstrated in downtown Madrid for labor rights and rights of residence. The women of Territorio Doméstico, a platform of organized domestic workers, individuals, and activists, wheeled this wagon through the streets. It was a stage set for several scenes of an agitprop performance staged within the frame of the demonstration: “Latifa’s Story,” “Sans Papiers in Europe,” and “Arrested”—scenes in which domestic workers give an account of oppression and resistance in their daily lives. The installation was part oft the exhibition The Potosí Principle which was shown in Madrid (Reina Sofía Museum), Berlin (Haus der Kulturen der Welt) and La Paz (Museo Nacional de Arte).

Triunfo de las Domésticas Activas
El 28 de marzo de 2010 tuvo lugar en el centro de Madrid una manifestación de empleadas domésticas con el objetivo de reivindicar sus derechos laborales y de residencia. Las mujeres de "Territorio Doméstico", una plataforma de organizaciones de empleadas domésticas, acompañadas de personas independientes y activistas, llevaron este cuadro sobre ruedas por las calles. El cuadro sirvió de decorado para varias escenas de una performance agit prop que formaba parte de la manifestación - "La historia de Latifa", "Europa, sin papeles" y "Detenida"- y en las que las trabajadoras domésticas hablaron de opresión y resistencia en sus vidas diarias. La instalación fue parte de la exposición El Principio Potosí que se exhibió en Madrid (Museo Reina Sofía), Berlín (Haus der Kulturen der Welt) y La Paz (Museo Nacional de Arte).

Installation View Museo Reina Sofía, Madrid
Día de la Hispanidad

Fotografien/photographs, 2009
Das Potosí-Prinzip/The Potosí Principle
Museo Reina Sofía, Madrid; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Museo Nacional de Arte, La Paz, 2010-2011

Die Fotografien sind am Spanischen Nationalfeiertag aufgenommen worden. Es ist der 12. Oktober, der Jahrestag der „Entdeckung“ Lateinamerikas. An diesem Tag findet im Zentrum Madrids eine Militärparade statt, die die Kontinuität des ehemaligen Imperiums und der ehemaligen Kolonialmacht demonstriert.


The photographs have been taken on Spain's National holiday. It is the 12th of october, the anniversary of the "discovery" of America. In Madrid, this is celebrated every year with a big military parade, demonstrating the continuity of the former colonial power and empire.

Jet Set Sans Papiers

Theaterprojekt zum Thema Migration

Lex & Schmitt  |  TiG7, Mannheim, 2009/2010

In Rick's Café Americain/dem Hotel Sahara kreuzen sich die Migrationsrouten vergangener Jahrhunderte mit denen von heute. Die Kneipe des Auswanderungshafens und der Wartesaal nach Europa. Basierend auf Dokumenten und Literatur zum Thema Migration fragt dieser Theaterabend unter anderem: Wer geht weg und warum? Welche Grenzen sind wir bereit zu überschreiten? Zu welchen Bedingungen? Warum lässt sich niemand abbringen von der Suche nach einem guten Leben? Warum ist die Ferne attraktiv, aber das Fremde bedrohlich? Mannheimer Geschichten werden in die globalisierte Umlaufbahn katapultiert. Und umgekehrt. Dazu spielt Sam As time goes bye ...

Schillerspielplatz

Interaktive Performance zu Schillers Theorie und Praxis

Lex & Schmitt  |  Im Rahmen der 15. Internationalen Schillertage, Mannheim, 2009

"Im Bezirk der Glückseligkeit darf Form sein und darf der Spieltrieb gebieten." Auf dem SCHILLERSPIELPLATZ pokern Tell, Stuart, Moor und Schiller mit Begriffen wie Kunst, Spiel, Schönheit und Nutzen. Sie nehmen die Zuschauer_innen mit durch die wunderbaren Windungen des Hirns von Friedrich S. Der Weg führt über verschiedene Spielfelder und Aufgaben. Wer sich nicht abzocken lässt, gewinnt die Freiheit. Aber funktioniert das eigentlich, was Schiller behauptet: Durch das Spiel zur Freiheit gelangen? Ziehen Sie die erste Karte und gehen Sie über LOS. Mit Florian Loycke, Bernhard Wadle-Rohe, Maike Lex, Konstanze Schmitt

Dar a Cara

24 Analogfotografien, Texte auf Papier, Metallkabel  |  24 analogue photographs, texts on paper, metal cord
Dar a cara, Forum Metropolitano, A Coruña/Spanien 2008  |  Vom Sinn der Arbeit, Kunstladen, Mannheim 2009

Dar a cara bedeutet Gesicht zeigen, Zähne zeigen, aber auch: den Kopf hinhalten. Die Ausstellung zeigt Fotografien von Frauen, die als Angestellte im Dienstleistungsbereich arbeiten – auf der Arbeit und anderswo. Was bedeutet überhaupt Arbeit, was bedeutet Dienstleistung? Ist das ein typischer Frauensektor? Macht es einen Unterschied, als Frau oder als Mann zu arbeiten? Und hört die Dienstleistung auf, wenn Feierabend ist? Diesen und anderen Fragen bin ich in Gesprächen mit den 12 porträtierten Frauen nachgegangen.

Dar a cara means to show teeth, but also to take the rap/blame. The exhibition shows women who work in the service sector - in their working places and elsewhere. What means labour (work), what means service? Is this a feminized sector? Does it make a difference to work as a man or a woman? And does service end when you finish your shift? I investigated these and other questions in talks with the 12 portrayed women.

Hamlet.Projekt.

Lex & Schmitt  |  TiG7, Mannheim, 2008

Hamlet ist kein Subjekt, sondern eine Generation. Polonius ist kein Subjekt, sondern eine Funktion. Claudius ist kein Subjekt, sondern eine Ideologie. Gertrud ist autoritär. Und Ophelia gibt hier bestimmt nicht das Opfer ... Mitwirkende sind Schauspieler:innen des TiG7-Ensembles, Nachbarinnen, Freunde und Zufallsbekanntschaften. In der mobilen Performance verknüpft sich Hamlet mit alltäglichen Orten, konkreten Personen, intimen und politischen Geschichten. Er wird ins Kreuzverhör genommen, auf die Couch gelegt und geklont.

Revolutionärinnen des Alltags

Ortsspezifische Performance

Was ist eine Revolution? Mit was beginnt eine Revolution? (Wie) Geht sie weiter? Was ist/wäre deine Revolution? Welche Frau/en ist/sind für dich Revolutionärin/nen? Warum? Hast du schon etwas Revolutionäres erlebt? Machst du selbst etwas Revolutionäres oder hast du schon etwas Revolutionäres gemacht? - Mit dieser Umfrage begann die Arbeit an dem Projekt, dessen Protagonistinnen die Bewohnerinnen des Stadtviertels und dessen Bühnen Kiosk, Solarium, Hinterhof und die Straße sind.

Fotografien

 

 

 

In Berlin-Prenzlauer Berg ist in den letzten 10 Jahren ein Großteil der Altbauten saniert worden. Damit einher ging und geht ein Prozess, der als Gentrifizierung bezeichnet wird, und in dessen Verlauf Menschen mit weniger Geld den Bezirk verlassen und sich eine relativ homogene (Mittel-)Schicht ansiedelt. Die Homogenisierung spiegelt sich in den „gleich-sanierten“ Häusern wieder, die im krassen Gegensatz zur Unterschiedlichkeit der unsanierten Gebäude stehen. In der Straße, in der ich wohne, gibt es noch ein unsaniertes Haus, die Nr. 4. Den Bewohnern dieses Hauses wurde im Laufe des letzten Jahres gekündigt; nun steht es leer und wartet auf seine Gewinn bringende Sanierung. Ich habe die leer stehenden Wohnungen fotografiert. Die verlassenen Räume sind individuell gestaltet, bis hin zur Veränderung der Architektur. Persönliche Gegenstände – Fotos, Zeitschriften, Briefe, Seifen, Töpfe, Möbel etc. – sind von den Bewohnern in dem Wissen zurück gelassen worden, dass dieses Haus von niemandem mehr so bewohnt werden wird, wie sie es getan haben. (Text von 2005)

 

Zollhof Vier

Meine Akademie

Archive des Stadtviertelapparats